T42 – Tennis for Two

T42 – Tennis for Two

Mit dem Ziel, einen wichtigen Meilenstein der Spielegeschichte zu dokumentieren und erneut aus reiner Freude am Experimentieren, entstand T42 (gesprochen “Tea for two”), das einzige analoge und voll spielbare Rekonstrukt von William Higinbothams „Tennis for Two“ von 1958. Die Replik, im Mai 2011 im Rahmen des Projektes MEGA – Museum of Electronic Games & Art fertiggestellt, kommt dem Original sehr nahe. T42 belebt nicht nur längst vergessene Technologie wieder, es transportiert auch den Charme des Computer- und Videospielgeschichte.

Interaktion

Tennis for Two ist ein Mehrspieler-Spiel. In dieser Tennis Simulation können zwei Spieler einen leuchtenden Punkt, den Ball, von einer Seite zur anderen schlagen und den Abschlagwinkel wie die Flugbahn beeinflussen. Ein roter Knopf löste den Schlag aus, wenn der Ball das Netz passiert hat, darf der Gegner ihn zurück schlagen.

Grafik und Sound

Ein 12 cm großes Oszilloskop ist der Bildschirm. Ball, Netz und Platz werden von der Seite gesehen dargestellt. Die Flugkurve des Balls wird in einem zweidimensionalen Koordinatensystem abgebildet, in dem die X-Achse für Zeit und die Y-Achse für die Spannung steht. Änderungen der Spannung werden durch eine Lichtspur deutlich.

Fünf Relais Sektionen erzeugen den charismatischen Klang des T42 und untermalen die Ereignisse Abschlag, Rückschlag, Netzball und Spielerwechsel.

Regeln

  • Aufschlag: Beginn des Spiels. Der Ball muss auf die Gegenseite gespielt werden.
  • Rückschlag: Der Gegner schlägt den Ball zurück.
  • Schmetterball: Ein Schlag mit hoher Geschwindigkeit und niedrigem Winkel.
  • Volley: Der Ball wird zurückgeschlagen, bevor er den Boden berührt.
  • Netz: Der Ball landet im Netz, der Gegner erhält einen Punkt.
  • Gewinnerschlag: Gegner kann den Ball nicht zurückschlagen, Spieler punktet.
  • •Ass: Ein Aufschlag kann nicht erwidert werden, der Spieler punktet.

Spiellogik und Gameplay

Original Schaltplan der Tennis for Two Spiellogik (1958)

Abschlag Ein Spieler beginnt das Spiel. Durch Betätigung des Drehknopfes laden sich zwei Kondensatoren (einer für die X, einer für die Y-Achse). Beim Abschlag schalten mehrere Relais, dann werden die Kondensatoren entladen und simulieren durch ihre Entladekurve Gravitation und Luftwiderstand. Die Steuerung des abschlagenden Spielers wird verriegelt und ein Spielerwechsel findet statt.

Netzball Wenn der Ball das Netz nicht in in eine Mindesthöhe passiert, wird die X-Bewegung des Balls umgekehrt, sodass dieser vom Netz abprallt und sich zurück in Richtung des Spielers bewegt. Die Y-Achse wird nicht verändert. Wenn der Ball das Ende des Platzes erreicht hat, startet das Spiel neu.

Neustart Relais lösen die Umkehrung der Spielrichtung aus. Der Ball wird auf der Seite des Gewinners platziert bis dieser abschlägt.

Bodenabprall Wenn der Ball den Boden berührt, invertiert ein Relais den Y-Vektor und der Ball springt vom Boden weg. Bei jedem Abprall verliert er an Energie und somit Höhe auf der Y-Achse.

Platzende Wenn der Gegner den Ball nicht annimmt stoppt das Spiel und startet dann neu. Der Ball wird auf der Seite des Gegners positioniert.

Netz passiert Wenn der Ball das Netz in ausreichender Höhe passiert, geben Relais die Steuerung des Gegenspielers frei und erlauben ihm zu schlagen.

Rückschlag Siehe Abschlag.

Langzeit-Erhaltung und Zugang

Bevor die ersten T42 Bausätze von MEGA erhältlich sind, kann man es bereits auf dem iPhone, iPod und iPad in Form einer universellen App erwerben – im iTunes Store!

Historischer Zusammenhang

Schon vor den heutigen Computer und Videospiele gab es Erfindungen mit Pioniercharakter. Am 18. Oktober 1958 standen hunderte Besucher an, um das erste elektronische Spiel, ein zweidimensionales Tennis, auf dem kleinen Bildschirm eines Kathodenstrahl Oszilloskops zu spielen. Das Spiel zeigte die Seitenansicht eines Tennisplatzes mit einem Netz in der Mitte und einem hellen, sich bewegenden Punkt, dem Ball. Es gab Eingabegeräte zur Steuerung der unsichtbaren Tennisschläger: Ein Drehknopf zur Änderung des Abschlagswinkels und ein Knopf zum Schlagen.

13 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg war man besorgt über eine weitere Eskalation und der kalte Krieg begann. Der rote Knopf wurde zum Sinnbild eines nuklearen dritten Weltkrieges. Genau in dieser Zeit realisierte ausgerechnet ein Physiker, der an der Entwicklung der ersten Atombombe mitgewirkt hatte, ein Projekt, das dem roten Knopf eine völlig neue Bedeutung geben sollte.

Tennis for Two ist das erste elektronische Tennisspiel, das an einem Bildschirm gespielt wird. Es wurde gezielt für Unterhaltungszwecke entwickelt und gilt als der Urvater der heutigen Computer- und Videospiele.

Am 18. Oktober 1958 führte William Higinbotham den Urahnen der heutigen Videospiele einer erstaunten Besucherschar vor.

Das macht Tennis for Two zu einem der wichtigsten Meilenstein der milliardenschweren Computer- und Videospielbranche:

  • Es ist das erste Sportspiel.
  • Es ist das erste Spiel, das die Spielgrafik komplett in Echtzeit darstellt.
  • Es ist das erste Spiel, das zwei Controller für zwei Spieler besitzt und die Langzeitanforderungen der Interaktivität abbildet.
  • Es ist das erste Spiel, das gezielt zur Unterhaltung der Öffentlichkeit entwickelt wurde.

Weitere Informationen finden sich auf der Seite des Brookhaven National Laboratory.

Hintergrundinformation

Der Vollständigkeit halber eine Benennung der ersten Patente technischer Ideen und der frühesten bekannten Computerspiele:

Am 14. Dezember 1948 wurde das erste US-Patent durch Thomas Goldsmith, Cedar Grove und Estler Man Ray beantragt, das Cathode-Ray Tube Amusement Device.Inspiriert von den Radar-Systemen des zweiten Weltkrieges wurde eine Raketenspiel mit Bildschirmfolien entwickelt, jedoch nie fertiggestellt.

1951 wurde das erste graphische Computerspiel “OXO” (Tic Tac Toe) gezeigt. Das Spiel lief auf einem Electronic Delay Storage Automatic Calculator (EDSAC) Computer von Professor Alexander “Sandy” Shafto Douglas.

Spacewar! von Steve Russel, Martin Graetz und Wayne Witaenem wurde 1962 auf einem PDP-1 (Programmed Data Processor-1), einem Digital Equipment Corporation (DEC) Produkt, gezeigt. Das Computer History Museum besitzt einen von drei letzten existenten PDP-1 Computern. Der Computer wurde samt Bildschirm komplett restauriert und spielt seit 2006 wieder Spacewar!, aber auch andere Programme ab. Detailinformationen gibt es auf der Seite PDP-1 Restoration Project des Computer History Museum in Mountain View, Kalifornien.

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